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Der Datterich in Wixhausen!

Er hat es wahr gemacht! Der Datterich und seine Kumpane haben Wixhausen nicht nur vereinnahmt, sondern gänzlich in ihren Bann gezogen. Ein wenig anders zwar als man die Niebergallsche Biedermeiererzählung kennt, aber dennoch ganz in deren Sinn. Das lokalpatriotisch sehr stark eingefärbte Stück von Rainer Lutz beginnt im Himmel vor rund zweihundert Jahren mit Fragmenten der bekannten Kartenspielszene. Während der Datterich (Rainer Lutz) mit seinen Kumpels Knerz (Felix Rühl) und Bennelbächer (Uli Laumann) ihrer Passion nachgehen,  auch Bennelbächers Töchterchen, das das Luwisje (Lilly Veith) die drei nicht abhalten kann. Am Nebentisch liest Herr Dummbach (Andreas Veith) seine Zeitung, während Frau Dummbach (Petra Lutz) mit einer Handarbeit beschäftigt daneben sitzt, und während das Lisettche (Mia Körtvelyessy) Nektar ausgießt, wird die Harmonie durch lauten Lärm gestört. Der Bengler (Thomas Schmalz) ist im Anmarsch. Datterich wird nervös, obwohl jeder weiß, dass er seinerzeit seine Schulden mit herben Schlägen büßte. Doch gerade hat der Bengler festgestellt, dass die alte Schuld nicht zwanzig Kreuzer betrug, sondern zweiunddreißig. Grimmig fordert er den Ausgleich durch zwölf weitere Schläge. Längst hat sich der Datterich hinter einer großen Wolke versteckt, doch seine beiden Kumpels lassen ihn für zwei Krüge „Assmannshäiser Roode“ kalt lächelnd über die Klinge springen. Die Situation eskaliert und explodiert, der Bengler verdrischt den Datterich erneut, und nur durch das Einschreiten von Petrus (Philipp Laumann) kann Schlimmeres verhindert werden. Um künftig Ruhe zu haben wird der Bengler auf die hinterste Wolke verbannt, und der  Datterich auf die Erde nach Wixhausen!

In Wixhausen, das vor vielen Jahren seine Eigenständigkeit als Gemeinde unter mysteriösen Umständen verloren hatte, trifft der Datterich ausgerechnet am Wixhäuser Trinkbörnchen auf die beiden Bewohner Karl und Schorsch (Thomas Schmalz, Uli Laumann), die im Begriff sind, eine Partei zu gründen, welche die erneute Eigenständigkeit des Ortes zum Ziel hat. In einem nahe gelegenen Biergarten ist der Datterich dabei, seine Geschichte in seiner Version zu erzählen, als sich die drei Frauen Anna, Bawedd und Else (Birgit Laumann, Ulli Petry, Christel Rühl) hinzugesellen. Die nervige Art vom Datterich bringt die clevere Wirtin Lisbeth (Swantje Voss) auf die Idee, den komischen Gast dorthin zu schicken wo er eigentlich hingehört, nach Darmstadt. Gemeinsam mit dem Bezirksverwalter Bernhard Hensel (Philipp Laumann) schmieden Karl und Schorsch einen Plan, während die Frauen den Datterich bei Laune halten und ablenken. Man überredet den Datterich dazu, sich als waschechten Wixhäuser zu bekennen, was bei fünf Flaschen Rotwein nicht allzu schwierig ist. Man informiert den Oberbürgermeister (Felix Rühl) und der kommt umgehend mit dem Fahrrad nach Wixhausen. Die Verhandlungen sind hart, aber kurz und knackig. Darmstadt kriegt den Datterich zurück, dafür bekommt Wixhausen wieder seine Selbständigkeit. Nach einem letzten, sehr verwirrenden Wortwechsel mit dem Datterich stimmt der Oberbürgermeister zu. Jetzt kann die große Freiheitsfeier beginnen!

Der Datterich, ein wenig abseits stehend, erkennt, dass zweihundert Jahre Erdabstinenz trotz reichlich Rotwein doch zuviel sind (siehe Foto). Für ihn hat sich nichts geändert. Und da er sich nicht geändert hat, bittet er den Petrus, ihn wieder im Himmel aufzunehmen. Petrus stimmt zu und mit dem Jubelruf „Auf nach Sewillja!“ kehrt Datterich wieder in den Himmel zu Lisettche und Nektar zurück.

Das  Stück überzeugte u. a. durch viele lokale Anspielungen sowohl auf Wixhausen wie auch auf Darmstadt.  Ein dörfliches Bühnenbild mit einer Gasthausfront und Biergarten folgte der in weiß gehaltenen Himmelszene. Das Dorfbild wurde ergänzt und abgerundet durch die Nachbildung des Wixhäuser Trinkbörnchens. Das Team hinter dem Datterich war wieder hoch motiviert und sehr engagiert. Hilde Kretschmann als Souffleuse und Martina Rose und Marion Brachtl als Inspizientinnen. Bühnengestaltung, Kulissen und Ausstattung Heidi und Roland Hochstätter, Birgit Laumann, Roland Kurz, Antonia Langendorf und Rainer Lutz. Maske Sonja Groll (Frisuren) Sabine Hanke und Claudia Meier.

Die Musik zu den Liedtexten komponierten Norbert Wameling und Uli Laumann. Arrangeur und Geige Peter Röder, Patrick Rose Klavier und Julia Kaddatz Klarinette. Im Servicebereich arbeiteten Heidelehne Jourdan-Schmalz, Inge Röder, Jana Petry, Caroline Dingeldey, Lisa-Marie Bauer und Sandra Veith. Last but not least waren die Umbauarbeiter Roland Hochstätter und Ron Woyack als ständige Gäste im Wirtshaus ebenfalls auf der Bühne präsent.

Das Ensemble dankt auch den vielen Sponsoren und Unterstützern, die diese Produktion in der gezeigten Art möglich gemacht haben. „De Datterich in Wixhausen“ wird mit seinen teils tiefer gehenden Texten und Melodien dem einen oder anderen vielleicht noch eine Zeit lang im Gedächtnis bleiben. Auf jeden Fall hat die TSG-Gruppe „Statt Theater Darmstadt“ ihr Ziel, ihre Gäste im Bürgermeister-Pohl-Haus zu unterhalten und zu erheitern, voll erreicht.